Alter Friedhof in Bonn
Obwohl der Wettergott nicht mit uns war, konnte unsere stattliche Gruppe am 09.10.2024 eine höchst interessante Führung auf dem Alten Friedhof in Bonn erleben. Er spiegelt die Geschichte der Friedhofskultur mit den Stilepochen der Jahrhunderte und der Bonner Stadtgeschichte im 19. Jahrhundert wider und zählt zu den bedeutendsten Friedhöfen Deutschlands. Sein Ursprung geht bereits auf das Jahr 1715 zurück. Mit der Gründung der Universität Bonn 1818 wurde der Friedhof als standesgemäße Ruhestätte entwickelt. Entsprechend viele Professoren sind hier beigesetzt. Stellvertretend seien hier Prof. August Wilhelm Schlegel, Rektor der Universität, Clemens August Freiherr Droste zu Hülshoff, ein Vetter der Dichterin Annette von Droste Hülshoff, Julius Plücker, Hermann Schaafhausen und Karl Joseph Simrock genannt. Lehrer an der Uni war der Bonner Johann Jacob Noeggerath, der hier sehr gechätzt wird. Das Grab von Ernst Moritz Arndt fällt auf durch die hohe Eiche, die angeblich aus einem Setzling hervorgegangen ist, den Arndt von Rügen nach Bonn brachte und im Gedenken an seinen 1834 im Alter von 9 Jahren verstorbenen Sohn dort angepflanzt hat.
Besondere Bedeutung kommt dem Grabmal des Historikers Georg Niebuhr und seiner Ehefrau Margarete zu. Hier erläuterte Frau Müller, äußerst versierte Gästeführerin und Mitglied des Vereins der Freunde und Förderer des Alten Firedhos Bonn, sehr detailliert den Aufbau des Grabmals und die Geschichte dazu, daß dem preußischen Kronprinzen und späteren Friedrich Wilhelm IV,, der in Bonn studierte und den Historiker Niebuhr sehr schätzte, das ursprüngliche Grab zu schlicht war. Er beauftragte Carl Friedrich Schinkel mit der Neugestaltung eines repräsentativen Grabmals. So entstand das auf den Fotos zu sehende Wandgrab mit 3 Feldern. Die Eheleute Niebuhr reichen sich in dem Relief in liebevoller Haltung zum Abschied die Hände. Korinthische Säulen tragen das Kapitell mit einem Christusmedaillon. Hier sind deutliche Anleihen an die italienische Friedhofskultur zu finden., die bis heute weltweit Beachtung findet.
Alles überstrahlt das berühmte Grabmal von Robert Schumann, das durch seine freie Lage sofort ins Auge fällt und von Musikfreunden aus aller Welt besucht wird.. Die Symbolik aus der griechischen Mythologie ist sehr ausdrucksstark. Es wurde 1880 in Gegenwart von Clara Schumann und ihren Kindern sowie Freunden enthüllt. Clara Schumann ist dort ebenfalls beigesetzt.
Wichtige zeitgeschichtliche Persönlichkeiten fanden ebenfalls hier ihre letzte Ruhestätte. Zu erwähnen sind die Schriftstellerin Adele Schopenhauer, die Schwester von Arthur Schopenhauer, Anton Ries, Geigenlehrer und Förderer des jungen Ludwig van Beethoven und Freund der Familie, die Mutter Beethovens Mara Magdalena van Beethoven, Charlotte von Schiller und Ernst von Schiller (Ehefrau und Sohn von Friedrich von Schiller), die Grabstätte der Familie Wesendonck mit Mathilde Wesendonck, der Muse von Richard Wagner, die Grabstätte Belderbusch und der Bonner Fabrikant Ludwig Wessel. Aus neuerer Zeit sind noch zu erwähnen Dr. med. Mildred Scheel, Gründerin der Deutschen Krebshilfe und jüngst Norbert Blüm.
Letztlich konnten wir die sehr besondere St. Georgs-Kapelle der Deutschorden-Kommende Ramersdorf aus dem 18. Jahrhundert besichtigen, die 1846 dort abgebrochen und an der heutigen Stelle wieder errichtet worden ist.
Zahlreiche Fotos sind in unserer Bildergalerie anzuschauen.
Bericht: Hilka Farnschläder-Händel